Deutschland investiert massiv in Stromspeicher – doch nicht alle helfen dem Energiesystem gleichermaßen. Während viele private Haushalte von Batteriespeichern profitieren, verpufft ihr Effekt auf die Netzstabilität meist wirkungslos. Der eigentliche Schlüssel zur Beschleunigung der Energiewende liegt möglicherweise ganz woanders.

Heimspeicher – viel Potenzial, wenig Wirkung

Mit inzwischen über 1,8 Millionen gemeldeten Batteriespeichern in Einfamilienhäusern scheint Deutschland beim Thema Stromspeicherung gut aufgestellt. Doch der Eindruck täuscht: 99 Prozent dieser Speicher befinden sich in Privathaushalten und werden zumeist starr betrieben. Sie orientieren sich kaum an Marktpreisen oder Netzsignalen und entlasten somit das Stromnetz kaum.

Meist laden sie morgens und entladen abends – unabhängig vom tatsächlichen Bedarf im Netz oder den aktuellen Börsenstrompreisen. Für die Haushalte selbst mag das sinnvoll sein, aber für das Gesamtsystem ist der Nutzen begrenzt.

Großspeicher: Vielversprechend, aber ausgebremst

Großspeicher mit Kapazitäten ab 1.000 Kilowattstunden könnten gezielt Regelenergie liefern, flexibel auf Marktpreise reagieren und die Netzstabilität aktiv unterstützen. Laut Netzentwicklungsplan soll die Kapazität bis 2045 auf 136 Gigawattstunden anwachsen – mehr als das Fünfzigfache des heutigen Niveaus.

Doch die Realität sieht anders aus: Trotz hunderter Projektanfragen stecken viele Vorhaben in der Bürokratie und am Netzanschluss fest. Die Stromnetze sind überlastet, Genehmigungen ziehen sich hin – das Potenzial bleibt ungenutzt.

Gewerbespeicher: Die unterschätzte Lösung

Ein Segment gewinnt nun an Bedeutung: Gewerbespeicher. Diese wurden bisher meist nur hinter dem Zähler zur Eigenverbrauchsoptimierung genutzt. Aufgrund geringer Einspeisevergütungen und begrenztem Marktzugang lohnte sich das wirtschaftlich kaum – ihr Marktanteil liegt aktuell bei gerade einmal 4 Prozent.

Doch das ändert sich. Moderne Gewerbespeicher mit 5.000 kWh und mehr können wie Großspeicher aktiv am Strommarkt teilnehmen – und das sogar mit deutlich kürzerer Realisierungszeit. Da sie oft an bereits bestehende Netzanschlüsse von PV-Anlagen gekoppelt werden, entfällt der lange Anschlussprozess.

Ein weiterer Vorteil: Gewerbespeicher stehen dort, wo der Strom verbraucht wird – in Unternehmen, die rund 70 % des Stromverbrauchs in Deutschland ausmachen. Das reduziert Übertragungsverluste, entlastet die Stromnetze und erhöht die Versorgungssicherheit vor Ort.

Effiziente Nutzung statt Warten auf Großprojekte

Gewerbespeicher verbinden Erzeugung, Verbrauch und Speicherung an einem Ort – ideal für die Stabilität des Energiesystems. Sie senken Energiekosten, reduzieren Lastspitzen, dienen als Notstromreserve und bieten Betreibern eine attraktive Einnahmequelle durch die Teilnahme am Stromhandel.

Statt ausschließlich auf große Speicherinfrastruktur oder Einfamilienhauslösungen zu setzen, sollten Gewerbespeicher stärker gefördert und in die Speicherstrategie integriert werden. Schulen, Handwerksbetriebe, Supermärkte oder kommunale Einrichtungen bieten hier enormes Potenzial.

Fazit: Gewerbespeicher ins Zentrum der Energiewende rücken

Die nächste Stufe der Energiewende braucht flexible, wirtschaftlich tragfähige Lösungen. Gewerbespeicher bieten genau das – und sind sofort umsetzbar. Es ist Zeit, die Energiewende nicht nur zu planen, sondern endlich auch konkret umzusetzen.